„Goldilocks“-Rationen und Saure Salze für die Trockenstehenden

Reise nach Slowenien
27. Februar 2018
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„Goldilocks“-Rationen und Saure Salze für die Trockenstehenden

In vielen Betrieben sind die großen Drei, wenn es um Probleme geht:

  1. die Transitphase von Trockenstehen in die Laktation
  2. überdurchschnittliche Kälberverluste und
  3. Mastitis

Probleme in der Startphase der neuen Laktation führen zu hohen psychischen und wirtschaftlichen Belastungen. Tote Kühe, frühe Abgänge, Therapiekosten, niedere Milchgipfel und nicht zuletzt eine schlechte Fruchtbarkeit sind typisch für diese Problemzeit.

Aber man sollte die Transitphase nicht als Problemzeit sehen, sondern als Chance, Dinge besser zu machen und wirtschaftlich besser zu werden.

Während der Trockenstehzeit sollte eine raumfüllende Ration angeboten werden, die den Tieren bei maximaler Fressleistung die benötigen Nährstoffe zur Verfügung stellt, aber nicht im Übermaß. Vor allem der Energie- und der Stärkegehalt, sollten beschränkt sein.

War man früher der Überzeugung, dass nur die letzten 3 Wochen für einen guten Start verantwortlich sind und man da schon mit der Energiedichte nach oben gehen sollte, so weiß man heute, dass der Anfang der Trockenstehzeit viel mehr Einfluss auf die nachfolgende Laktation hat, als die letzten 3 Wochen.

Laut Dr. James Drackley ist das Grundprinzip, dass man Kühe nicht energetisch unterversorgen sollte, aber man sollte sie sicherlich nicht überversorgen. Gerade richtig muss das Ziel sein.

Zusammen mit Praktikern aus den USA (Dr. Gordie Jones) und Schottland wurde das Konzept der energiekontrollierte Trockenstehration entwickelt. Weil dieser Name aber so schwierig war, wurde aus den Anfangsbuchstaben der Entwickler die „Goldilocks“-Ration. Das ist mittlerweile ein Fachbegriff, den man auch im INTERNET finden kann.

Diese Rationen sind relativ leicht herzustellen und konsistent über einen längeren Zeitraum zu füttern, aber sie erfordern ein hohes Maß an diszipliniertem Management.

  • Die Futtermittel sollten regelmäßig untersucht werden, auch das Stroh.
  • Die Gruppe der Trockenstehenden darf nicht überbelegt sein (80% Regel!).
  • Es muss wenigstens einmal täglich gemischt werden.
  • Es wird viel Stroh verwendet und das muss gemahlen sein (kein Teil länger als 3 cm).
  • Die Mischung muss äußerst homogen sein.
  • Es muss mehrmals täglich das Futter nachgeschoben werden.
  • Wasser muss in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen (15 cm Wasserkantenlänge pro Tiere).
  • Die Trockenmassenaufnahme muss täglich kontrolliert und aufgezeichnet werden.

Bei all diesen Punkten gibt es keinen Ermessensspielraum. Der Erfolg oder der Misserfolg hängt von allen Punkten zusammen ab.

In einigen Fällen kann man das Stroh auch durch Heu, das am Feld alt geworden ist, ganz oder teilweise ersetzen, aber auch das muss durch eine Mühle gehen, bevor es eingemischt wird.

Der Zellwandgehalt dieser Rationen ist extrem hoch. Es sollten 14 bis 15 % Rohprotein enthalten sein, nicht mehr als 12 bis 15 % Stärke und die NFK (Nicht-Faser-Kohlenhydrate) sollten nicht über 25% der TS der Ration überschreiten. Damit ist die Energiedichte so nieder, dass unter Umständen nicht genügend mikrobielles Eiweiß für einen gesunden Stoffwechsel gebildet werden kann. Man muss dann oft zu pansenstabilem Eiweiß greifen. Das wird von der Futtermittelindustrie in verschiedensten Formen angeboten (Als Beispiele seien genannt: RaPass® oder Bioprofin®).

Es werden bis zu 4 kg Stroh pro Kuh und Tag eingemischt. Das heißt, dass das Stroh von hoher Qualität sein muss und keinesfalls verschimmelt sein darf.

Zusätzlich bereitet nach wie vor die Hypokalzämie (Milchfieber) in ihrer klinischen Form (Festliegen) und in ihren subklinischen Formen (Nachgeburtsverhalten, geringe Fresslust, Ketosen, Labmagendrehungen, verspätete Brunst, Endometritis, schlechte Fruchtbarkeit) größte Probleme. Seit Jahren werden im Ausland Rationen auf Basis „Saurer Salze“ gemischt. Hier wird die Diätetische Cationen Anionen Differenz (DCAD) berechnet und damit dem hohen K Gehalt vieler Rationen entgegengewirkt. Damit diese Rationen auch funktionieren, müssen Sie den Organismus (nicht den Pansen) sauer machen. Gemessen wird das am Harn-pH Wert. Dieser muss 2 Mal wöchentlich gemessen werden und je nach Ergebnis muss die Ration adaptiert werden. Das ist mühsam. Vor allem aber sind in Österreich keine Sauren Salze am Markt, die so gut schmecken, dass die Trockenstehenden die Rationen auch weiterhin gut fressen.

Seit kurzem ist ein Konzept einer partiellen DCAD optimierten Ration in Diskussion, wo mit geschützte Saure Salzen gearbeitet wird. Die Berechnung allein genügt und es muss der Harn nicht kontrolliert werden. Diese Rationen drücken den Säuregrad des Organismus auch nicht ganz so stark. Zusammen mit „Goldilocks“-Rationen aber scheint das ein Weg zu sein, auch in unseren Breiten und mit wenig Managementaufwand sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Nach einigen Wochen der Verfütterung hat einer meiner Kunden folgendes geschrieben: „Seit dem Start mit der partiellen DCAD optimierten Ration haben 16 Tiere gekalbt, alle Kälber lebend geboren, alle Nachgeburten alleine abgegangen, davon eine mit Labmagenverlagerung (die Kuh hat sich aber sehr schnell wieder erholt), 2 wurden infundiert wegen BHB Wert 1,2 und 1,4, davon war aber eine Zwillingsgeburt. Auch die Leistungen zu Beginn können sich sehen lassen. Ich glaube nicht an Wunder, aber diese „Goldilocks“-Ration mit den Sauren Salzen kommt dem schon recht nahe.“ In diesem Betrieb waren in den letzten Monaten sehr große Probleme nach der Geburt zu verzeichnen und es hat kaum ein Tier abgekalbt, das nicht massiv therapeutisch hätte unterstützt werden müssen.

Die Sauren Salze sind in einer Vormischung, in der auch Vitamin E und Selen sowie Diamond V enthalten sind. Saure Salze führen zu einem verstärkten Abfluss von Ca aus den Knochen, daher muss Ca zusätzlich gefüttert werden und ist auch schon in der Vormischung enthalten.

Wir setzen die Goldilocks Ration zusammen mit den Sauren Salzen nun seit etwa 3 Monaten, bei 5 Betrieben ein. Im Laufe des ersten Quartals 2018 werden die Ergebnisse zusammengefast und wenn sich herausstellen sollte, dass diese Form der Versorgung der Trockenstehenden auch bei uns von Erfolg gekrönt ist, dann werden wir sie allen Kunden anbieten.